Der gesellschaftliche Wandel ist in vollem Gange und vollzieht sich je nach Betrachtungswinkel in ungeheurer Geschwindigkeit. Was für ein Wandel ist das? Einer des Übergangs zu einer „Mitmach-Gesellschaft“. Dank sei dem Glasfaserkabel, dem Beschleuniger. Der öffentliche Raum – der in gesunden Gesellschaften immer ein Diskursraum sein muss – wurde in den zurück liegenden zwanzig Jahren der stümperhaften, versuchsweisen Beschleunigung fast vollständig entleert, durch Neoliberalismus entmutigt, durch Talkshows vulgarisiert, durch Individualismus und Hedonismus zersplittert. Es war eine Zeit der Dekadenz. Fortan wird wieder etwas aufgebaut. Es ist keine Frage mehr ob es eine netzaffine Mehrheitsgesellschaft geben wird, sondern nur noch wann diese die Macht ergreift und ihre Ideen umsetzt.
Bei unvoreingenommener Betrachtung zeigt sich, dass die Neuerungen tatsächlich aus den Trümmern der gescheiterten Zivilgesellschaft erstehen. Der ausufernde Liberalismus wird nicht etwa durch neue Mauern ersetzt, sondern mit einem freibeuterischen Ultra-Liberalismus gekontert. Der konservative Versuch, den exhibitionistischen Blick des Individuums auf den eigenen Nabel zu diskreditieren, gerät halbherzig und ins Stocken. Die Beschleunigung wird nur noch von wenigen Slow-Food-, Slow-Life-Jüngern entäußert, von der Masse aber verinnerlicht, konstruktiv angenommen.
Für die Strategen unter den Mächtigen vollzieht sich dieser Wandel zu schnell. Mit jeder Minute des Zuwartens verringern sich die Möglichkeiten, das Wasser der Transformation auf die eigenen Mühlen zu lenken. Wie schade. Dabei hatte man doch gerade den Sieg davon getragen. Den Kommunismus besiegt, die Gewerkschaften gezähmt, die Sozialdemokraten therapiert, und nun das! Alle auf diesen Bemühungen fußenden Errungenschaften partikularer Machtzirkel geraten unter den Druck der partizipationshungrigen Massen: träge Massenmedien, konservative Regierungen, profitorientierte Energieversorger, etc.
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